Das alte Ledenitzen
Heinschele
Josef Arneitz wurde 1851 in Unterferlach als Sohn des Johann Arneitz vulgo Laßnig und der Agnes Ulbing vulgo Heinschele geboren. Da er nicht der Erstgeborene war, wurde er Soldat in der k. u. k. Armee, unter anderem 1878 im Bosnienkrieg. Nach seinen Militärdienstjahren wurde er 1883 mit einer Abfertigung und einer dauerhaften Rente verabschiedet. Mit Unterstützung seines väterlichen Freundes Otto Ritter von Preschern zu Heldenfeld aus Bayern entstanden 1880 die Pläne für das Heinschelehaus. So wurde das „Gasthaus zur Post“, das heutige Gründerhaus, von 1883 bis 1886 von Josef Arneitz und seiner Frau Anna, geb. Mikl, aus Siebenbrünn erbaut. Die Bauzeit des großen Lärchenstadels dauerte von 1892 bis 1896.
Durch den Ausbau der Bahnstrecken begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Tourismus. Das wohlhabende Bürgertum der Donaumonarchie erholte sich am Land oder an der österreichischen Küste und die ersten Gäste kamen zum Heinschele 1896 aus Wien und Bayern. Sie erwartete ein mit Gaslicht beleuchtetes Haus, Wannenbad, Wäscheservice sowie ein Frühstück, welches auf Wunsch aufs Zimmer serviert wurde. Mit dem Landauer wurden die Gäste zu den eigenen Badehütten am Faaker See kutschiert.
Neben der Poststation und dem Gasthaus beherbergte der Heinschele ein Gemischtwarengeschäft, später das Gemeindeamt und sehr lange auch den Dorfarzt. Bis 1904
war Josef Arneitz Bürgermeister der Gemeinde Rosegg, zu der auch Ledenitzen gehörte. Er bekleidete viele Ämter, unter anderem als Obmann des Ortsschulverbandes, des Veteranenverbandes und als Kirchenkämmerer am Monte Lussari. Er verstand sich als kaisertreu, andere sagten ihm Deutschtümelei nach und mieden das Gasthaus.
1914 war der große Krieg ausgebrochen. In dieser Zeit übergab Josef Arneitz den Hof seinem ältesten Sohn Josef. Die Übergabe bedeutete auch die Übernahme von Schulden und das Auszahlen der vielen Geschwister. Josef Arneitz und sein Bruder, der Pfarrer Dr. Janko Arneitz, sowie die Schwester Apollonia waren stolze Kärntner Slowenen und bestrebt, den Anschluss an den SHS-Staat zu unterstützen. Josef Arneitz erhoffte sich durch den aufstrebenden SHS-Staat wirtschaftliche Vorteile. Er erhielt einen hohen Kredit der Laibacher Bank, um Wahlpropaganda in der Gemeinde zu betreiben.
Während des Abwehrkampfes befand sich das Heinschele-Anwesen außerhalb der Zone A auf neutralem Boden. Am 19. Juni 1919 wurde hier eine Patrouille aus Villach von serbischen Soldaten überfallen und erschossen. Die Einschusslöcher in der Haustüre zeugen heute noch davon. Nach der Volksabstimmung schien für Josef Arneitz alles verloren.
Nach der Volksabstimmung kamen die Kreditforderungen aus Laibach. Angebahnte Geschäftsbeziehungen in Slowenien kamen nicht mehr zustande und mit der Weltwirtschaftskrise und der damit verbundenen Inflation folgten sehr schwere Zeiten für den nächsten Erben.
1932 übernahm Josef (Pepi) Arneitz den völlig verschuldeten Hof. Die erste Versteigerung war unumgänglich. Josef heiratete Maria Martinjak, sie hatten vier Kinder: Martin, Stefanie, Josef und Hildegard. Die jüngste Tochter verstarb noch als Kleinkind. Die zweite Versteigerung folgte im Jahr 1937. Josef Arneitz wurde über die Jahre alkoholkrank und kam ins damalige Gaukrankenhaus Klagenfurt, wo er 1942 verstarb. Nachträgliche Recherchen ergaben, dass er Opfer der dezentralen NS-Euthanasie wurde. Seine Frau Maria bewirtschaftete nun alleine den Hof.
In den frühen Morgenstunden des 14. April 1942 wurde Maria Arneitz mit ihren drei Kindern und der kränklichen Schwiegermutter Anica im Zuge der Aussiedelung der Kärntner Slowenen abtransportiert. Sie kamen in das Durchgangslager Ebenthal. Marias Vater, der langzeitige ehemalige Bürgermeister von Ledenitzen, Michael Martinjak vulgo Arich, konnte durch sein mutiges Auftreten beim SS-Standartenführer Maier-Kaibitsch seine Tochter und seine Enkelkinder nach Wochen wieder frei bekommen. Großmutter Anicas Gebrechen hatten sich während des Lageraufenthaltes jedoch so verschlechtert, dass sie sich nicht mehr davon erholte. Während der NS-Zeit wurde eine Umschuldung durchgeführt, was bedeutete, dass Maria Arneitz nun dem Deutschen Reich zur Tilgung der Schulden verpflichtet war. Dadurch konnte sie mit ihren Kindern am Hof bleiben, aber die Bewirtschaftung wurde streng kontrolliert.
Ihr ältester Sohn Martin Arneitz blieb trotz allem ein fleißiger Schüler und begann sein Studium zum Bauingenieur in Eger im heutigen Tschechien. Er war ein begeisterter Student, doch schon bald wurde auch er in den Kriegsdienst eingezogen. Sein Studium konnte er nie beenden. Nach dem Krieg musste er den Heinschele übernehmen und bewirtschaftete den Hof mit seiner Ehefrau Erika, geb. Hafner aus Wolfsberg.
Martin Arneitz wurde dreimal zum Bürgermeister wiedergewählt. In seine Amtszeit fällt unter anderem der Bau der Volksschule und des ersten Kindergartens. Besonderen Weitblick bewies er mit der Gründung des Strandbades „Agrargemeinschaft Ledenitzen“ mit Errichtung des Badehauses.
Martin Arneitz, der letzte Bürgermeister von Ledenitzen, war Träger des Goldenen Verdienstabzeichens der Republik Österreich. Die Gemeinde Ledenitzen wurde 1972 im Zuge der Gemeindereform Finkenstein zugeteilt.